Mit etwas Geduld kann ein geübter Beobachter in jeder klaren Nacht fernab von den störenden
Lichtquellen einer Großstadt Sternschnuppen beobachten. Durchschnittlich leuchten pro Stunde
zwischen 5 und 10 Meteore am Himmel auf. Man wird keinerlei Regelmäßigkeit feststellen können;
das Erscheinen von Meteoren ist nicht vorhersagbar. Man kann weder den genauen Zeitpunkt, die
Leuchtdauer und die Helligkeit ihres Auftretens vorhersagen. In manchen Jahreszeiten sieht man
jedoch mehr Sternschnuppen als in anderen. So ist z.B. wie bereits erwähnt in unseren Breiten
der August als der Sternschnuppenmonat schlechthin bekannt. Neben diesem Jahreszeiten-Effekt
fällt aber noch etwas anderes auf: Am Abend sind die Pausen zwischen den einzelnen Sternschnuppen
eher groß (aber unregelmäßig); je weiter die Nacht fortschreitet umso dichter scheinen sie
gepackt zu sein. Die meisten Sternschnuppen wird man in den frühen Morgenstunden beobachten
können. Dies hängt mit der Lage des Beobachtungsortes auf der Erde relativ zur Bewegungsrichtung
unseres Planeten zusammen. Bei Sonnenuntergang befinden wir uns auf der „Rückseite“ der Erde
also entgegengesetzt der Bewegungsrichtung. Im Laufe der Nacht dreht sich die Erde weiter und
bei Sonnenaufgang schauen wir von unserem Beobachtungsort direkt in Flugrichtung der Erde auf
ihrer Bahn um die Sonnen. Die Wahrscheinlichkeit Sternschnuppen zu sehen ist natürlich zu diesem
Zeitpunkt größer, da wir direkt in die Richtung schauen aus der evtl. kollidierende Teilchen
kommen werden. Bei einer Autofahrt im Sommer knallen die Mücken ja schließlich auch auf die
Vorderseite des Autos und schlagen nicht auf der Heckscheibe ein.
Zurück zum „Jahreszeiten-Effekt“: warum sieht man nun z.B. im August mehr Sternschnuppen als
im Juli oder September? Mehrmals im Jahr kommt es vor, dass die Erde auf ihrer Bahn große
Teilchenwolken durchquert. Diese Teilchenwolken werden von Kometen verursacht. Kometen sind
Körper, die mit großen schmutzigen Schneebällen vergleichbar sind. Es handelt sich um Objekte
die überwiegend aus Eis und gefrorenen Gasen und Beimengen von Staub, Dreck und mehr oder minder
großen Felsbrocken bestehen. Kometenkerne bewegen sich am Rand des Sonnensystems in einer
riesigen Wolke dem so genannten Kuipergürtel um die Sonne. Durch Zusammenstöße der Kometen oder
durch gravitative Störungen durch die Planeten Uranus und Neptun können Kometenkerne von ihrer
Umlaufbahn gerissen werden und sich ins innere des Sonnensystems bewegen. In Sonnennähe werden
sie durch die Sonne stark erwärmt und tauen auf. Um den Kometenkern bildet sich nun eine riesige
Gas- und Staubwolke, die so genannte Kometenkoma aus. Der Sonnenwind, ein von der Sonne ausgehender
geladener Teilchenstrom, treibt nun die Gas- und Staubteilchen aus der Koma heraus und es bildet
sich ein Schweif aus. Über diesen Schweif verliert der Komet an Substanz die er entlang seiner
Bahn verteilt. Kreuzt nun die Erdbahn eine Kometenbahn bewegt sich die Erde an diesen Kontenpunkten
durch die Staubwolke, die der Komet hinterlassen hat. So trifft natürlich wesentlich mehr Material
auf die Erdatmosphäre und verglüht als das sonst der Fall wäre. Auch im August durchquert die Erde
eine solche kometarische Staubwolke und es kommt zum gehäuften Auftreten von Sternschnuppen, so
dass anstatt der sonst üblichen 5 bis 15 Meteore pro Stunde zwischen 80 und 100 Schnuppen zu
erwarten sind. Beim gehäuften Auftreten von Sternschnuppen während eines bestimmten Zeitraumes
spricht man von einem Meteorstrom.
Der Meteorstrom erhält seinen Namen in der Regel nach dem
Sternbild in dem sein Radiant zu finden ist. Die Auguststernschnuppen gehören z.B. zum
Sternschnuppenstrom der Perseiden, da ihr Ausstrahlungspunkt im Sternbild Perseus liegt. Bei
Meteorströmen zeigt sich folgender interessanter Effekt: Trägt man die einzelnen Meteore in eine
Sternkarte ein und verlängert sie entgegen ihrer Flugrichtung scheinen sie sich alle in einem Punkt
bzw. einem ziemlich kleinen Himmelgebiet zu treffen. Diesen Punkt bzw. das Himmelareal, aus dem
die Sternschnuppen zu kommen scheinen, nennt man den Radianten des Meteorstromes. Diesen Effekt
kann man sich mit der Fahrt in einem Auto durch ein Schneesgestöber verdeutlichen. Beim Blick
urch die Windschutzscheibe scheinen die Schneeflocken alle aus einem Punkt radial wegzufliegen.
Genauso kann man sich den Durchgang der Erde durch die Teilchenwolke eines Meteorstromes vorstellen.
Die Durchquerung einer Wolke kann trotz der enormen Relativgeschwindigkeiten von Erde und Partikelstrom
Tage oder gar Wochen dauern. Hierbei legt die Erde auf ihrer Bahn bereits einen deutlichen Bogen
zurück was sich natürlich auf die Blickrichtung und somit auch auf die Lage des Radianten am Himmel
auswirkt. In unserem Auto-Beispiel wäre dies mit einer ständigen Änderung der Fahrtrichtung zu
vergleichen. So verschiebt sich die Lage des Radianten eines Meteorstromes am Himmel um rund 1°
pro Tag nach Osten. Weiterhin ist logischerweise festzustellen, dass je dichter die Wolke ist,
umso mehr Meteore zu beobachten sind. Besonders wenn die Erde das Zentrum der Wolke passiert sind
besonders viele Sternschnuppen zu erwarten.
Neben den Perseiden im August gibt es zahlreiche andere Meteorströme die über das Jahr hinweg
aktiv sind, die im Folgenden nun kurz vorgestellt werden sollen.
Strom | Zeitraum | Anzahl/ Stunde | Radiant | Ursprungskomet | |||
Beginn | Maximum | Ende | R.A. | Dekl. | |||
Quadrantiden | 1. Januar | 3. Januar | 6. Januar | 110 | 15h28 m | +50° | |
Lyriden | 19. April | 22. April | 24. April | 12 | 18h08 m | +32° | 1861 I Thatcher |
Eta Aquariden | 2. Mai | 4. Mai | 7. Mai | 20 | 22h24 m | 00° | Halley |
Juni-Lyriden | 10. Juni | 15. Juni | 21. Juni | 8 | 18h32 m | +35° | |
Capricorniden | 10. Juli | 26. Juli | 15. August | 6 | 21h00 m | -15° | |
Perseiden | 25. Juli | 12. August | 18 August | 80 – 100 | 03h04 m | +58° | Swift-Tuttle |
Kappa Cygniden | 19. August | 20. August | 22. August | 4 | 19h20 m | +55° | |
Draconiden | 10. Oktober | 10. Oktober | 10. Oktober | Variabel | 18h00 m | +54° | Giacobini-Zinner |
Orioniden | 16. Oktober | 21. Oktober | 26. Oktober | 30 | 06h24 m | +15° | Halley |
Tauriden | 20. Oktober | 4. November | 25. November | 12 | 03h44 m | +22° | Encke |
Leoniden | 15. November | 17. November | 19. November | Variabel | 10h08 m | +22° | Tempel-Tuttle |
Geminiden | 7. Dezember | 14. Dezember | 15. Dezember | 58 | 07h28 m | +32° | |
Ursiden | 17. Dezember | 22. Dezember | 24. Dezember | 12 | 14h28 m | +76° | Tuttle |